Dienstag, 24. November 2009

Anarchie von Erich Mühsam (1878 - 1934)

Obgleich wir nicht mit den spezizistischen Äußerungen von Herrn Mühsam übereinstimmen, möchten wir euch seine Publikation von 1912 über Anarchie nicht vorenthalten. Seine Prognose, dass sich die Geschichte nach materialistischen Notwendigkeiten entwickelt, hat sich erfüllt. Heute regieren Profit und Konsum die Erde - gleich welches gesellschaftliche und wirtschafliche System vorherrscht.
Anarchie bedeutet Herrschaftslosigkeit. Wer den Begriff mit keinem Gedanken verbinden kann, ehe er ihn nicht zur Zügellosigkeit umgedeutet hat, beweist damit, daß er mit den Empfindungsnerven eines Pferdes ausgerüstet ist.

Anarchie ist Freiheit von Zwang, Gewalt, Knechtung, Gesetz, Zentralisation, Staat. Die anarchische Gesellschaft setzt an deren Stelle: Freiwilligkeit, Verständigung, Vertrag, Konvention, Bündnis, Volk.

Aber die Menschen verlangen nach Herrschaft, weil sie in sich selbst keine Beherrschtheit haben. Sie küssen die Talare der Priester und die Stiefel der Fürsten, weil sie keine Selbstachtung haben und ihren Verehrungssinn nach außen produzieren müssen. Sie schreien nach Polizei, weil sie allein sich nicht schützen können gegen die Bestialität ihrer Instinkte. Wo ihr Zusammenleben gemeinsame Entschlüsse verlangt, da lassen sie sich vertreten (die deutsche Sprache ist sehr feinfühlig), weil sie den eigenen Entschlüssen zu trauen nicht den Mut haben. Das politische Leben der zivilisierten Völker erschöpft sich - um den Pferdevergleich wieder aufzunehmen - im Ersinnen immer vollkommener Zügel, Sättel, Deichsel, Kandaren und Peitschen. Nur darin unterscheidet sich der arbeitende Mensch vom arbeitenden Pferd, daß er selbst hilft, verbesserte Systeme seiner Fesselung zu erfinden und sich anzulegen. Doch gleichen sich beide im Zutrauen zu ihrem starken Eisenbeschlag und in der Verhinderung seiner Anwendung durch Scheuklappen.

Wissenschaftliche Läuterung hat die arbeitenden Menschen darüber aufgeklärt, daß die kapitalistische Verfassung sie des Ertrages ihrer Arbeit beraubt. Sie werden ausgebeutet und wissen das. Sie kennen auch den Weg, der zum Sozialismus leitet: die Überführung des Landes mithin aller Arbeitsmittel aus den Händen Privilegierter in den Besitz des Volkes. Sie kennen den Weg seit einem halben Jahrhundert, aber sie haben ihn bis heute mit keinem Fuße betreten. Das Mittel zur Abänderung als schlecht erkannter Zustände heißt immer Aktion. Aber die Menschen unserer Zeit sind aktionsfaul. Um nichts tun zu müssen, haben sie die Theorie aufgestellt, daß sich die Geschichte nach materialistischen Notwendigkeiten entwickelt. Die Zeit funktioniert automatisch; die arbeitenden Menschen aber warten ab, bis es der Zeit gefällig sein wird. Inzwischen flicken und putzen sie ihr Geschirr, schimpfen und wählen. Diese Interimsbeschäftigung ist ihnen zur Gewohnheit geworden, zum Bedürfnis, zum Lebenszweck. Daß sie auf etwas warten, haben sie darüber vergessen. Weh dem, der sie erinnert!...

Anarchie ist die Gesellschaft brüderlicher Menschen, deren Wirtschaftsbund Sozialismus heißt. Brüderliche Menschen gibt es. Wo sie beieinander sind, lebt Anarchie; denn einer Herrschaft bedürfen sie nicht. Was ihnen zu schaffen bleibt, ist Sozialismus. Die Aktion, die zum Sozialismus führt, heißt Arbeit. Wer nicht mitschaffen will, in brüderlicher Gemeinschaft sozialistische Arbeit zu verrichten, wer abwarten will, wie sich die Verhältnisse ohne sein Zutun entwickeln, der flicke und putze immerhin sein Geschirr, der schimpfe und wähle. Aber er nenne sich nicht Sozialist. Vor allem urteile er nicht über Anarchie. Denn die ist eine Angelegenheit der Herzen, und davon versteht er nichts.

Quelle: „Kain-Kalender für das Jahr 1912“, S. 21

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:De_Kain-Kalender_1912_21.jpg
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http://www.muehsam.de

Freitag, 20. November 2009

Ewig strahlend: Kernwaffen, Kernkraftwerke, Atommüll

Während die Gefahren der Erderwärmung immer mehr ins öffentliche Bewusstsein dringen, preisen Industrielle und Politiker die Atomkraft als die geeignetste Energiequelle der Zukunft an: sauber, kontrollierbar und gefahrlos für Umwelt und Gesundheit. Für den Verbraucher ist es schwer, den Wahrheitsgehalt dieser Aussagen zu beurteilen. Der Dokumentarfilm "Albtraum Atommüll" versucht, Licht ins Dunkel zu bringen.
(arte-Text)
  • 1870 Atombombentests seit 1945, davon 500 in der Erdatmosphäre

  • 463 Kernreaktoren sind weltweit in Betrieb, das erste zivile Kernkraftwerk wurde 1954 in Betrieb genommen

  • 52 Kernraektoren sind weltweit im Bau

  • 135 Kernraektoren sind weltweit geplant

Die in Folge der Atombombentests, Kernreaktoren, Kernforschungsanlagen, Wiederaufbereitung und verantwortungslosen Entsorgung von Atommüll in der Umwelt freigesetzten, radioaktiv verseuchten Partikel haben sich über den ganzen Planeten verteilt und führen gegenwärtig und zukünftig zu Krankheiten bei Mensch und Tier.

d-radio: Ewig strahlend? Das radioaktive Erbe der Atomtests von Achim Nuhr vom 06.11.2009, 19:15 Uhr

Lnk: Auswirkungen von Atomwaffentests seit dem Beginn im Jahre 1945

Seit Beginn des Atomzeitalters ist die Endlagerung des Atom-Mülls noch immer ungelöst. Es gibt keinen Energieträger, der im entferntesten so gefährlich ist wie die Spaltprodukte der Kernenergie.


Gefahren, Kritik und Skandale

  • Eine sichere Lagerung von Atommüll für hunderttausende von Jahren ist nicht realisierbar.

  • Von 1954 bis 1982 wurden ca. 100.000 Tonnen schwach- und mittelradioaktive Abfälle unter Führung der OECD im Nordatlantik versenkt.

  • Die Wiederaufarbeitungsanlage La Hague entsorgt auch heute noch täglich 400 Kubikmeter radioaktives Abwasser über ein viereinhalb Kilometer langes Rohr in den Ärmelkanal. Dieser Vorgang ist legal.

  • „Geringe“ Mengen radioaktiver Stoffe gelangen permanent über den Schornstein von Kernkraftwerken in die Luft oder werden über das Abwasser an die Umgebung abgegeben.

  • Mindestens 32 Schiffe mit Gift- und Atommüll wurden in der Adria, dem Thyrrenischen Meer und vor den Küsten Afrikas versenkt.

  • Die kirgisische Stadt Mailuusuu ist umgeben von 36 nicht gesicherten Lagern von Uranabfällen und zählt zu den zehn am schlimmsten verseuchten Gegenden der Erde.

  • Derzeit droht der Abrutsch von 180.000 Kubikmetern Uranschlamm in einen Fluss, wodurch das Trinkwasser in Kirgisistan und Usbekistan radioaktiv verseucht würde.

  • In der Stadt Sewersk, in der mehr als 100.000 Menschen leben, lagern knapp 13 Prozent des französischen radioaktiven Abfalls in Kontainern unter freiem Himmel auf einem Parkplatz.

  • Eine epidemiologische Studie im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz im Jahr 2007 zeigte eine signifikant erhöhte Leukämie-Rate bei Kindern in der Nähe (5 km) von Kernkraftwerken.

  • Bei einer Nettostromerzeugung in Deutschland von 553 Mrd. kWh im Jahr 2008 wurden rund 387 Tonnen radioaktiver Abfall produziert, der für Jahrtausende extrem gefährlich für Mensch, Tier und Umwelt ist.

  • Seit etwa 3 Generationen (60 Jahren) nutzt man Kernenergie. Für den dabei anfallenden hochradioaktiven Müll müssen mindestens 10.000 Generationen (200.000 Jahre) Sorge tragen.

  • Auch durch den Abbau von Kohle wird Radioaktivität freigesetzt, denn in Kohle sind Spuren strahlender Substanzen wie Uran enthalten. Beim Kohleabbau über Tage, vor allem beim Verbrennen der Kohle in Kraftwerken, gelangen diese in die Luft. In der Umgebung von Kohlekraftwerken können sogar höhere Belastungen gemessen werden als in der Nähe von Kernkraftwerken.

Wiedereinmal zeigt sich, dass die „Wirtschaftskapitäne“ für ihren Gewinn den verantwortlichen Umgang mit unseren Ressourcen und mit dem Leben hintenanstellen. Profit kennt kein ethisches Bewusstsein, nur Bilanz und Erfolgsrechnung.

Video: Atom-Müll - das weltweite Dilemma, Vortrag von Günter Albert Ulmer (auf Alpenparlarment)

Wenn Recht zu Unrecht wird, dann wird Wiederstand zur Pflicht!
Informieren Sie sich bitte umfassend und investieren Sie in die Erzeugung von Wind-, Wasser- und Solarenergie, z.B. indem sie Ökostrom beziehen.

Anti-Atom-Termine findet man hier: http://www.contratom.de/main/termine/index.php
http://www.ausgestrahlt.de/hintergrundinfos/scheinargumente-widerlegen.html
http://100-gute-gruende.de/lesen.xhtml
http://www.atomausstieg-selber-machen.de/
http://www.castor.de/index.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Kernenergie_nach_L%C3%A4ndern
http://de.wikipedia.org/wiki/Atomkraftwerk
http://de.wikipedia.org/wiki/Atomm%C3%BCll

Vegan lecker lecker!

"Unlecker war gestern! Denn “Vegan lecker lecker!” bietet knapp 100 spannende Rezepte fernab von Tütensuppe, Mikrowellengericht und Dosenfraß. Anhand einfach beschriebener, bebilderter Rezepte lassen sich im Handumdrehen raffinierte Köstlichkeiten der veganen Cuisine zaubern. Tofu-Satay, Seitan Deluxe, Boston Cream Donuts, Erdnuss-Schoko-Cupcakes oder Tofu-Nuggets lassen garantiert jedem das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Egal ob Hobbypfannenwender oder Profiteigrollerin, ob 3-Sterne-Menü oder 5-Minuten-Snack, mit “Vegan lecker lecker!” ist für jeden guten Geschmack etwas dabei."
http://www.rootsofcompassion.org/product_info.php?info=p811_Vegan-lecker-lecker----Marc-Pierschel-et-al-.html

Nachdem mir eine Arbeitskollegin "Vegan lecker lecker" ausgeliehen hatte, habe ich Tempura (frittierte Speisen) und die Rohkost "Spagetti" ausprobiert - echt lecker. Mittlerweile habe ich mir drei Exemplare gekauft, eins für mich und zwei zum Verschenken.

Guten Appetit!

Sonntag, 15. November 2009

Mitgefühl und Anteilnahme sind IMMER gut

Es ist nicht unsere Absicht, die Trauer und Anteilnahme am Tod des am 10.11.2009 verstorbenen Fußballers Robert Enke zu schmälern. Mitgefühl und Anteilnahme sind immer gut. Bei aller Achtung für die Trauer und den spontanen Einsatz der Menschen für Enke (35.000 auf spontanem Trauerzug am Todestag und sicher noch sehr viel mehr auf seiner Trauerfeier) macht es uns jedoch traurig, dass die Menschen für andere wichtige und tragische Dinge nicht mit derselben Anteilnahme auf die Straße, bzw. in Aktion zu bringen sind - obwohl es uns alle angeht. Z.B. Atommüll, Auswirkungen unserer Wirtschaft auf die Dritte Welt oder Tierrechte.

So bemühen sich z.B. Organisationen seit Jahren, die Hannoveraner für den Protest gegen den Bau des Massentierversuchslabors der Pharma-Firma Boehringer zusammen zu bringen. Seitens der Medien, Politik und Kirchen findet sich jedoch wenig bis keine Unterstützung, höchstens dagegen. So dringt dieses Thema denn auch kaum ins öffentliche Interesse vor und außer den engagierten Aktivisten ist kaum ein Hannoveraner im friedlichen Protestzug zu entdecken.

Vielleicht liegt es daran, dass wir in einer konsum- und spaßorientierten Gesellschaft leben und dass unser Problembewusstsein für die globalen Probleme und deren Folgen relativ gering ist und gering gehalten wird.

Die Witwe des verstorbenen Fußballers zitierte eindruckvoll den tschechischen Schriftsteller Václav Havel: "Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat - egal wie es ausgeht."
Auch für die Menschen, die für Tierrechte und den Planeten demonstrieren, macht dies Sinn – selbst wenn sich der erwünschte Erfolg womöglich erst in einigen Jahrzehnten einstellt.

Das waren unsere Gedanken zum Tod von Robert Enke, einem Menschen der sich übrigens auch sehr für den Tierschutz eingesetzt hat.

http://www.wdr.de/tv/servicezeit/tiere_suchen/sendungsbeitraege/2008/1109/00_robert_enke_torwart_und_tierschuetzer.jsp
http://blog.tierheim-manresa.de/prominente-im-tierheim/robert-enke-verlinkt-zum-tierheim-manresa/