Da wir keine deutsche Übersetzung der "Allgemeinen Erklärung der Tierrechte" finden konnten, haben wir selbst eine erstellt. Die Erklärung könnt ihr euch auch anhören.
Allgemeine Erklärung der Tierrechte (UDAR) - 1998
“Es ist ein logischer und unvermeidlicher Schritt in der Entwicklung ethischen Denkens, auch Tieren moralische und gesetzliche Rechte zuzuschreiben und diese in einer Erklärung der Tierrechte der Vereinten Nationen zu verankern.”
Am 10. Dezember 1948 stimmten die Vereinten Nationen in einer Generalversammlung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEMR) zu. Die Erklärung verankert den Grundsatz, dass Menschen nicht länger vor dem Gesetz oder in der staatlichen Ordnung als bloße Werkzeuge der Mächtigen oder als Untertanen des Staates behandelt werden, sondern dass sie über einen ihnen eigenen Wert verfügen und dass ihnen die Möglichkeit eingeräumt werden muss, ihr Leben nach ihren eigenen Bedürfnissen und Prioritäten zu leben, soweit diese nicht die Rechte anderer verletzen. Die Festsetzung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte symbolisiert den Triumph der Menschlichkeit in einer Zeit nach dem verheerendsten Krieg in der menschlichen Geschichte, in einem Jahrhundert, das bereits zum verheerendsten der menschlichen Geschichte geworden war.
So unvollständig und unzureichend unsere Durchsetzung der Grundsätze der Menschenrechte seit 1948 auch war, so stellt die AEMR doch den Beginn einer neuen Ära der menschlichen Moral und Rhetorik dar, in der Mitgefühl, Gerechtigkeit und die Rechte des Individuums schließlich Vorrang vor dem Diktat der Macht haben.
Wir ziehen den Hut vor jenen, die ihrer Vision Form gegeben und die Erklärung der Menschenrechte ausgearbeitet haben sowie vor den Bemühungen all derer, die dazu beigetragen haben, dieses Ideal zu verwirklichen. Wir sind uns unser aller Verantwortung bewusst, den Missbrauch von Menschenrechten in der Welt in Frage zu stellen und zu überwinden. Aber wir glauben auch, dass wir den Idealismus von 1948 vor allem dadurch achten und fortbestehen lassen, dass wir die Begrenztheit unserer eigenen Ideale anerkennen und versuchen, der Moral unserer Zeit und unserer Zukunft in der gleichen Weise Form zu geben wie es die Verfasser der AEMR zu ihrer Zeit taten.
Wir glauben, dass es in Zukunft nicht darum geht, die Ideale von 1948 vor äußeren Einflüssen abzuschirmen und erstarren zu lassen, sondern sie zu erweitern. Insbesondere meinen wir, dass die Zeit gekommen ist, den moralischen Imperativ in seiner Ganzheitlichkeit anzuerkennen und somit auch nicht-menschliche Tiere in den Schutz mit einzuschließen, der durch die Deklaration gewährt wird. Die Menschheit hat längst erkannt, dass Tiere nicht nur Instrumente unserer Wünsche oder unseres Willens sind, und dass die Realität ihrer Fähigkeit, Freude und Schmerz, Glück und Leid zu erleben, uns zwingt, anzuerkennen, dass moralische Grundsätze im Umgang mit nicht-menschlichem Leben ebenso gelten sollten wie im Umgang mit menschlichem Leben.
Es ist somit eine logische und unvermeidbare Fortentwicklung dieses Prinzips, auch Tieren moralische und gesetzliche Rechte zuzusprechen sowie diese in einer Erklärung der Tierrechte durch die Vereinten Nationen zu verankern. Daher stellen wir im Folgenden eine solche Allgemeine Erklärung der Tierrechte vor:
Die Unterschiede zwischen Homo sapiens und anderen Tieren sind mannigfach, aber die Evolution lehrt uns, dass wir, auf einer grundlegenden Ebene, durch tiefgreifende Ähnlichkeiten miteinander verbunden sind. Genetisch kaum von unseren nächsten Verwandten, den Primaten, zu unterscheiden, sind wir Menschen nicht die Spitze, sondern lediglich ein kleiner Zweig im großen Baum der Evolution.
Die Evolution lehrt uns auch, in fast jeder Hinsicht mit Gemeinsamkeiten zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Lebensformen zu rechnen.
Die Wissenschaft wie auch die Erfahrung lehren uns, dass wir nicht länger unterstellen können, dass Tiere bloße Maschinen oder lediglich instinkt- und reflexgesteuert sind: sie gedeihen in Freiheit oder verkümmern in Unterdrückung, genauso wie wir. Wir können uns nicht mehr in Unwissenheit flüchten.
Tiere mögen nicht in der Lage sein, ihre Interessen in unserer Sprache auszudrücken oder ihre Rechte bei uns einzufordern. Dass sie aber Interessen und Bedürfnisse haben, steht außer Frage. Alle Tiere versuchen, ihr Leben zu schützen, ihre Freiheit zu bewahren, zu suchen, was ihnen Freude bereitet sowie zu vermeiden, was ihnen Unmut und Schmerz zufügt - kurz, ihr Leben nach ihren eigenen Prioritäten zu leben. Mehr noch, Tiere besitzen und zeigen Charakteristika, die sie als Individuen auszeichnen und sie von ihren Artgenossen unterscheiden. In all diesen Punkten sind sie den Menschen ähnlich, so stark wie ihre Lebensweise im Einzelnen auch von der unseren abweichen mag. Wenn Tiere Schmerzen leiden und versuchen, ihr Leben, ihre Freiheit und ihre Freuden zu schützen, so wie wir es tun, auf welcher Grundlage können wir ihnen dann weiterhin den Schutz ihrer Rechte verwehren - der Rechte, die unser Leben, unsere Freiheit und unser Vergnügen schützen?
Es wird behauptet, dass Tieren kein Anspruch auf Rechte zusteht, weil es ihnen an unserer Intelligenz, unserer Fähigkeit zu emotionalen Bindungen oder unserem Sinn für Moral fehlt, oder weil sie keine Verpflichtungen eingehen und das leisten können, was von Mitgliedern einer Gesellschaft erwartet wird. Während nur wenige bestreiten würden, dass fast alle Menschen diese Fähigkeiten in weit höherem Maße besitzen als Tiere, wurde dagegen nie begründet, warum dies den Tieren Schutz vor Ausbeutung oder Schaden verweigern sollte. Fehlt es doch auch vielen Menschen an diesen Qualitäten: sehr jungen oder solchen mit psychischen Beeinträchtigungen infolge von Krankheit, oder solchen mit angeborener Behinderung oder Verletzung. Wir erkennen zu Recht an, dass diese Menschen nicht weniger, sondern sogar mehr Schutz verdienen: nicht die Verweigerung ihrer Rechte, sondern ihre Stärkung tritt in Kraft. Wir haben eine besondere Verantwortung für diejenigen, welche nicht in der Lage sind, selbständig die Vorteile der vollen Teilhabe in der menschlichen Gesellschaft zu erlangen und ihre eigenen Interessen wirksam zu verteidigen. In dieser Hinsicht gegensätzliche Prinzipien menschlichen und nichtmenschlichen Lebewesen gegenüber anzuwenden, bedeutet demnach, sich der ungerechtfertigten Diskriminierung schuldig zu machen.
Tieren werden ihre Rechte nicht wegen bedeutsamer oder relevanter Unterschiede zwischen menschlichem und nicht-menschlichem Leben verweigert, sondern aus dem selben Grund, aus dem auch Menschen ihre Rechte abgesprochen wurden und werden: weil es die Freiheit der Mächtigen ins Wanken bringen würde, ihnen Rechte zuzugestehen. Die Menschenrechte wurden unter Widerstand der Reichen und Mächtigen sowie auf Kosten ihrer Privilegien gewonnen. Der Ursprung des Widerstands gegen diese Emanzipation von Tieren ist nicht Vernunft oder Gerechtigkeit, sondern eine falsche Vorstellung von menschlichem Eigennutz.
Letztlich bedrohen die Rechte der Tiere die Freiheit einiger Menschen, die sie nach eigenem Ermessen benutzen und somit ihre eigenen Interessen vorantreiben wollen. Die Argumente gegen Tierrechte halten weder logischer noch ethischer Prüfung stand, weil sie die Nachhut einer überholten, fadenscheinigen Philosophie sind.
Der Vorwand, dass menschliche Angelegenheiten isoliert von denen aller anderen Lebewesen auf unserem Planeten betrachtet und somit anders gehandelt werden können, ist nicht länger tragbar. Die Evolution lehrt uns nicht Arroganz, sondern Bescheidenheit, und die großen Torheiten unseres technologischen Jahrhunderts dienen dazu, die Lektion zu bekräftigen, dass die Welt um uns herum weder unser Eigentum noch dazu da ist, uns zu dienen. Auch der weitere Vorwand, dass der Ausschluss anderer Arten vom Nutzen des Mitgefühls und der Gerechtigkeit durch unseren Status als dominante Art begründet werden kann, ist unhaltbar. Macht ist nicht mehr das Maß des moralischen Wertes. Das ist die Lehre unseres Zeitalters.
So wie die Verfasser der AEMR sowohl in der seit langem etablierten philosophischen Tradition der Aufklärung als auch als Reaktion auf die schrecklichen Ereignisse während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts handelten, wurden auch die Verfasser der Erklärung der Tierrechte sowohl durch die Humanistisch philosophische Tradition als auch durch die beispiellose Art und das Ausmaß der Tierausbeutung zum Ende des 20. Jahrhunderts motiviert.
Die Massentierhaltung, die Zerstörung der natürlichen Umwelt und die Einführung von neuartigen wissenschaftlichen Verfahren wie dem Klonen und der Xenotransplantation repräsentieren den Missbrauch von Lebewesen und der Interessen der Tiere in einer Weise, die noch vor einem halben Jahrhundert undenkbar war. Das Nebeneinander der Anerkennung der Menschenrechte auf der einen Seite sowie des institutionalisierten Missbrauchs und Ausbeutens von Tieren in globalem Maßstab auf der anderen Seite stellt eine ethische Herausforderung dar, die nicht mehr ignoriert werden kann und die, so glauben wir, die Entwicklung der Moral und, zwangsläufig, der Zivilisation im kommenden Jahrhundert bestimmen wird.
Die Erklärung der Tierrechte ist sowohl die Erklärung eines Vorhabens als auch die Erklärung eines Grundsatzes. Wir haben den fünfzigsten Jahrestag der ursprünglichen Deklaration als Anlass genommen, unsere Absicht anzukündigen, das Ziel der Verankerung der Tierrechte in der Politik der Vereinten Nationen bis zur Hundertjahrfeier der Deklaration am 10. Dezember 2048 zu erreichen. Die menschliche Gesellschaft muss sich der Herausforderung stellen, ihr Verständnis von Fortschritt insofern neu zu definieren, als Anerkennung und Schutz der Tierrechte ebenso ein Barometer für die Reife unserer Kultur sind wie die Anerkennung und der Schutz der Menschenrechte. Die Entwicklung der menschlichen Zivilisation, ihre Grundsätze sowie ihre Praxis, wird nicht mit dem zwanzigsten Jahrhundert enden: die Bürger des kommenden Jahrhunderts, die Kinder und Jugendlichen von heute, werden den moralischen Fortschritt ihrer Zeit genauso herausarbeiten, wie wir den unseren definiert haben. Die Zukunft gehört ihnen, aber sie beginnt mit uns. Heute.
Am 10. Dezember 1948 stimmten die Vereinten Nationen in einer Generalversammlung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEMR) zu. Die Erklärung verankert den Grundsatz, dass Menschen nicht länger vor dem Gesetz oder in der staatlichen Ordnung als bloße Werkzeuge der Mächtigen oder als Untertanen des Staates behandelt werden, sondern dass sie über einen ihnen eigenen Wert verfügen und dass ihnen die Möglichkeit eingeräumt werden muss, ihr Leben nach ihren eigenen Bedürfnissen und Prioritäten zu leben, soweit diese nicht die Rechte anderer verletzen. Die Festsetzung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte symbolisiert den Triumph der Menschlichkeit in einer Zeit nach dem verheerendsten Krieg in der menschlichen Geschichte, in einem Jahrhundert, das bereits zum verheerendsten der menschlichen Geschichte geworden war.
So unvollständig und unzureichend unsere Durchsetzung der Grundsätze der Menschenrechte seit 1948 auch war, so stellt die AEMR doch den Beginn einer neuen Ära der menschlichen Moral und Rhetorik dar, in der Mitgefühl, Gerechtigkeit und die Rechte des Individuums schließlich Vorrang vor dem Diktat der Macht haben.
Wir ziehen den Hut vor jenen, die ihrer Vision Form gegeben und die Erklärung der Menschenrechte ausgearbeitet haben sowie vor den Bemühungen all derer, die dazu beigetragen haben, dieses Ideal zu verwirklichen. Wir sind uns unser aller Verantwortung bewusst, den Missbrauch von Menschenrechten in der Welt in Frage zu stellen und zu überwinden. Aber wir glauben auch, dass wir den Idealismus von 1948 vor allem dadurch achten und fortbestehen lassen, dass wir die Begrenztheit unserer eigenen Ideale anerkennen und versuchen, der Moral unserer Zeit und unserer Zukunft in der gleichen Weise Form zu geben wie es die Verfasser der AEMR zu ihrer Zeit taten.
Wir glauben, dass es in Zukunft nicht darum geht, die Ideale von 1948 vor äußeren Einflüssen abzuschirmen und erstarren zu lassen, sondern sie zu erweitern. Insbesondere meinen wir, dass die Zeit gekommen ist, den moralischen Imperativ in seiner Ganzheitlichkeit anzuerkennen und somit auch nicht-menschliche Tiere in den Schutz mit einzuschließen, der durch die Deklaration gewährt wird. Die Menschheit hat längst erkannt, dass Tiere nicht nur Instrumente unserer Wünsche oder unseres Willens sind, und dass die Realität ihrer Fähigkeit, Freude und Schmerz, Glück und Leid zu erleben, uns zwingt, anzuerkennen, dass moralische Grundsätze im Umgang mit nicht-menschlichem Leben ebenso gelten sollten wie im Umgang mit menschlichem Leben.
Es ist somit eine logische und unvermeidbare Fortentwicklung dieses Prinzips, auch Tieren moralische und gesetzliche Rechte zuzusprechen sowie diese in einer Erklärung der Tierrechte durch die Vereinten Nationen zu verankern. Daher stellen wir im Folgenden eine solche Allgemeine Erklärung der Tierrechte vor:
- In Anbetracht der zahlreichen Belege dafür, dass viele Tierarten in der Lage sind, Gefühle zu empfinden, verurteilen wir es auf das Schärfste, dass unseren Mitgeschöpfen Leid zugefügt und ihre Bedürfnisse beschnitten werden, es sei denn dies geschieht zu deren eigenem Nutzen.
- Es ist nicht akzeptabel, dass allein ein Unterschied in der Art (genauso wenig wie ein Unterschied in der Rasse) die mutwillige Ausbeutung und Unterdrückung im Namen von Wissenschaft und Sport sowie die Nutzung für Nahrung, kommerziellen Profit oder für sonstige menschliche Zwecke rechtfertigt.
- Wir glauben an die evolutionäre und moralische Verwandtschaft aller Tiere und sind davon überzeugt, dass alle empfindenden Wesen ein Recht auf Leben, Freiheit und natürliche Freude haben.
- Wir fordern daher den Schutz dieser Rechte.
Die Unterschiede zwischen Homo sapiens und anderen Tieren sind mannigfach, aber die Evolution lehrt uns, dass wir, auf einer grundlegenden Ebene, durch tiefgreifende Ähnlichkeiten miteinander verbunden sind. Genetisch kaum von unseren nächsten Verwandten, den Primaten, zu unterscheiden, sind wir Menschen nicht die Spitze, sondern lediglich ein kleiner Zweig im großen Baum der Evolution.
Die Evolution lehrt uns auch, in fast jeder Hinsicht mit Gemeinsamkeiten zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Lebensformen zu rechnen.
Die Wissenschaft wie auch die Erfahrung lehren uns, dass wir nicht länger unterstellen können, dass Tiere bloße Maschinen oder lediglich instinkt- und reflexgesteuert sind: sie gedeihen in Freiheit oder verkümmern in Unterdrückung, genauso wie wir. Wir können uns nicht mehr in Unwissenheit flüchten.
Tiere mögen nicht in der Lage sein, ihre Interessen in unserer Sprache auszudrücken oder ihre Rechte bei uns einzufordern. Dass sie aber Interessen und Bedürfnisse haben, steht außer Frage. Alle Tiere versuchen, ihr Leben zu schützen, ihre Freiheit zu bewahren, zu suchen, was ihnen Freude bereitet sowie zu vermeiden, was ihnen Unmut und Schmerz zufügt - kurz, ihr Leben nach ihren eigenen Prioritäten zu leben. Mehr noch, Tiere besitzen und zeigen Charakteristika, die sie als Individuen auszeichnen und sie von ihren Artgenossen unterscheiden. In all diesen Punkten sind sie den Menschen ähnlich, so stark wie ihre Lebensweise im Einzelnen auch von der unseren abweichen mag. Wenn Tiere Schmerzen leiden und versuchen, ihr Leben, ihre Freiheit und ihre Freuden zu schützen, so wie wir es tun, auf welcher Grundlage können wir ihnen dann weiterhin den Schutz ihrer Rechte verwehren - der Rechte, die unser Leben, unsere Freiheit und unser Vergnügen schützen?
Es wird behauptet, dass Tieren kein Anspruch auf Rechte zusteht, weil es ihnen an unserer Intelligenz, unserer Fähigkeit zu emotionalen Bindungen oder unserem Sinn für Moral fehlt, oder weil sie keine Verpflichtungen eingehen und das leisten können, was von Mitgliedern einer Gesellschaft erwartet wird. Während nur wenige bestreiten würden, dass fast alle Menschen diese Fähigkeiten in weit höherem Maße besitzen als Tiere, wurde dagegen nie begründet, warum dies den Tieren Schutz vor Ausbeutung oder Schaden verweigern sollte. Fehlt es doch auch vielen Menschen an diesen Qualitäten: sehr jungen oder solchen mit psychischen Beeinträchtigungen infolge von Krankheit, oder solchen mit angeborener Behinderung oder Verletzung. Wir erkennen zu Recht an, dass diese Menschen nicht weniger, sondern sogar mehr Schutz verdienen: nicht die Verweigerung ihrer Rechte, sondern ihre Stärkung tritt in Kraft. Wir haben eine besondere Verantwortung für diejenigen, welche nicht in der Lage sind, selbständig die Vorteile der vollen Teilhabe in der menschlichen Gesellschaft zu erlangen und ihre eigenen Interessen wirksam zu verteidigen. In dieser Hinsicht gegensätzliche Prinzipien menschlichen und nichtmenschlichen Lebewesen gegenüber anzuwenden, bedeutet demnach, sich der ungerechtfertigten Diskriminierung schuldig zu machen.
Tieren werden ihre Rechte nicht wegen bedeutsamer oder relevanter Unterschiede zwischen menschlichem und nicht-menschlichem Leben verweigert, sondern aus dem selben Grund, aus dem auch Menschen ihre Rechte abgesprochen wurden und werden: weil es die Freiheit der Mächtigen ins Wanken bringen würde, ihnen Rechte zuzugestehen. Die Menschenrechte wurden unter Widerstand der Reichen und Mächtigen sowie auf Kosten ihrer Privilegien gewonnen. Der Ursprung des Widerstands gegen diese Emanzipation von Tieren ist nicht Vernunft oder Gerechtigkeit, sondern eine falsche Vorstellung von menschlichem Eigennutz.
Letztlich bedrohen die Rechte der Tiere die Freiheit einiger Menschen, die sie nach eigenem Ermessen benutzen und somit ihre eigenen Interessen vorantreiben wollen. Die Argumente gegen Tierrechte halten weder logischer noch ethischer Prüfung stand, weil sie die Nachhut einer überholten, fadenscheinigen Philosophie sind.
Der Vorwand, dass menschliche Angelegenheiten isoliert von denen aller anderen Lebewesen auf unserem Planeten betrachtet und somit anders gehandelt werden können, ist nicht länger tragbar. Die Evolution lehrt uns nicht Arroganz, sondern Bescheidenheit, und die großen Torheiten unseres technologischen Jahrhunderts dienen dazu, die Lektion zu bekräftigen, dass die Welt um uns herum weder unser Eigentum noch dazu da ist, uns zu dienen. Auch der weitere Vorwand, dass der Ausschluss anderer Arten vom Nutzen des Mitgefühls und der Gerechtigkeit durch unseren Status als dominante Art begründet werden kann, ist unhaltbar. Macht ist nicht mehr das Maß des moralischen Wertes. Das ist die Lehre unseres Zeitalters.
So wie die Verfasser der AEMR sowohl in der seit langem etablierten philosophischen Tradition der Aufklärung als auch als Reaktion auf die schrecklichen Ereignisse während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts handelten, wurden auch die Verfasser der Erklärung der Tierrechte sowohl durch die Humanistisch philosophische Tradition als auch durch die beispiellose Art und das Ausmaß der Tierausbeutung zum Ende des 20. Jahrhunderts motiviert.
Die Massentierhaltung, die Zerstörung der natürlichen Umwelt und die Einführung von neuartigen wissenschaftlichen Verfahren wie dem Klonen und der Xenotransplantation repräsentieren den Missbrauch von Lebewesen und der Interessen der Tiere in einer Weise, die noch vor einem halben Jahrhundert undenkbar war. Das Nebeneinander der Anerkennung der Menschenrechte auf der einen Seite sowie des institutionalisierten Missbrauchs und Ausbeutens von Tieren in globalem Maßstab auf der anderen Seite stellt eine ethische Herausforderung dar, die nicht mehr ignoriert werden kann und die, so glauben wir, die Entwicklung der Moral und, zwangsläufig, der Zivilisation im kommenden Jahrhundert bestimmen wird.
Die Erklärung der Tierrechte ist sowohl die Erklärung eines Vorhabens als auch die Erklärung eines Grundsatzes. Wir haben den fünfzigsten Jahrestag der ursprünglichen Deklaration als Anlass genommen, unsere Absicht anzukündigen, das Ziel der Verankerung der Tierrechte in der Politik der Vereinten Nationen bis zur Hundertjahrfeier der Deklaration am 10. Dezember 2048 zu erreichen. Die menschliche Gesellschaft muss sich der Herausforderung stellen, ihr Verständnis von Fortschritt insofern neu zu definieren, als Anerkennung und Schutz der Tierrechte ebenso ein Barometer für die Reife unserer Kultur sind wie die Anerkennung und der Schutz der Menschenrechte. Die Entwicklung der menschlichen Zivilisation, ihre Grundsätze sowie ihre Praxis, wird nicht mit dem zwanzigsten Jahrhundert enden: die Bürger des kommenden Jahrhunderts, die Kinder und Jugendlichen von heute, werden den moralischen Fortschritt ihrer Zeit genauso herausarbeiten, wie wir den unseren definiert haben. Die Zukunft gehört ihnen, aber sie beginnt mit uns. Heute.
______________________
This work by www.tier-time.de is licensed under a Creative Commons Attribution-Noncommercial-Share Alike 3.0 Germany License. Eine Verwendung der Texte, Dokumente, Audiodateien und Grafiken auf dieser Website unter Nennung der Quelle Tier-Time e.V. ist erlaubt und ausdrücklich erwünscht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen